Kochbuch von Marc Grossman: New York - Die Kultrezepte | Valentinas | Best of Cookbooks (2024)

Zwei Sterne: Begeisterung sieht anders aus.

Mit Gewicht ist nicht zu spaßen. Und schon gar nicht, wenn es unerlaubterweise immer mehr wird. In meinem Fall hat das Ganze wirklich bedenkliche Ausmaße angenommen, die ich Ihnen hier gern ersparen möchte. Die Gründe für das ganze Gejammer kann ich Ihnen aber leider nicht vorenthalten: Es ist das neue New York Kochbuch von Marc Grossman.

Grossman ist Amerikaner, der selbst in Paris lebt und für den dieses Buch eine Hommage an seine Heimat ist. Als sein Buch zur Rezension angeboten wurde, habe ich mich – eingedenk alter Schulerfolge – Finger schnipsend gemeldet und bin doch tatsächlich drangenommen worden. Mir gefiel vor allem das Layout. Ich fühlte mich gleich nach NY versetzt, obwohl meine Flugangst mir einen echten Besuch bisher verwehrt hat. Das wäre doch was, dachte ich mir, ein Ausflug in die Stadt der Städte und nicht mal den Erdboden dafür verlassen. Perfekt.

Das Buch selbst ist etwas über DIN A4 groß und bietet dafür eine gute Grundlage, was das Arbeiten damit betrifft. Man kann es schön in der Küche ablegen, findet es trotzdem wieder und die Schrift ist in einer Größe, die es zudem sehr lesbar sein lässt. Schön bebildert sind die Rezepte auch. Selbst der Erdnussbuttersmoothie (richtig gelesen) weckt den Appetit. Die Aufmachung mit einem Stadtplan auf dem Innencover, auf dem alle Adressen der Rezepte eingetragen sind, ist eine witzige Idee. So ganz lässt sich zwar dieser Pepp in der Aufmachung leider nicht auf das gesamte Buch übertragen, aber es ist zeitlos klassisch.

Kochbuch von Marc Grossman: New York - Die Kultrezepte | Valentinas | Best of Cookbooks (1)Die Auswahl der Gerichte war wie erwartet. Alle Klassiker der amerikanischen Küche, Kniches, Mac and Cheese oder Pancackes waren versammelt. Ich hatte mich also auf viele Kalorien einzustellen, die ich aber, wenn sie von Kultrezepten wie der Untertitel verspricht kommen, sehr gern in Kauf nehme. Dieses eine Mal musste ich auch meine Familie nicht überreden als Testesser zu fungieren. Cheeseburger: Ja, bitte. Pancakes: Her damit. Mac and Cheese: Probieren wir!

Es konnte also losgehen. Wir hatten uns Freunde eingeladen und der Auflauf bot sich an. Maccaroni and Cheese ist tatsächlich ein Klassiker der amerikanischen Küche. Ich erinnere mich an eine Freundin in Norwegen, die gern sagte, dass das Einzige, was sie im Ausland unglücklich macht, die falsche Zubereitung von Mac and Cheese sei. Die Messlatte hing also einigermaßen hoch. Aber ich war ja auch hoch motiviert.

Grossmanns Einsatz der Kondensmilch für die Sauce irritierte mich, weil ich als Kind gelernt hatte, dass frische Milch in den Kaffee gehört und nicht eine überaus behandelte. Aber der Geschmack belohnte tatsächlich – aber nur, wenn man sich sonst nicht an die Zutatenliste hält. Hier stehen 150 g Paniermehl, das als Topping auf die Käsesauce kommt. Beim ersten Mahl habe ich es durch selbst geschreddertes Weißbrot ersetzt – in wesentlich geringerer Menge. Die Kinder waren glücklich. (Nur ich hätte ich mir eine entsprechende Salat-Beilagenempfehlung gewünscht.) Beim zweiten Mal blieb ich dem Rezept treu und brach fast in Tränen aus. Denn 150 g Paniermehl (fast eine Packung) machen aus jeder Sauce eine Staublandschaft. (Die Backzeit ist übrigens viel zu kurz.) Es war ein Desaster, das man nicht mal einer ungeliebten Verwandten wünscht. Die guten Nudeln, der feine Käse – sehr, sehr schade.

Danach habe ich mich dann an die Challah gewagt. Das ist ein Hefezopf, der vor allem dank seiner Flechtmethode spektakulär aussieht. Familienfest, ich komme. Mit einem richtig gelungenen Backwerk. Doch leider: der Plan ging nicht auf, weil der Zopf nicht aufging. Überhaupt nicht. Das Endprodukt wog etwa so viel wie meine Tochter zur Geburt, nur war es nicht so süß. Jetzt könnte man natürlich einwenden, dass ich alles falsch gemacht habe. Aber ich habe mich sklavisch an die Anleitung gehalten. Und hier geht es um Trockenhefe, die ohne Vorgären einfach geknetet werden soll. Etwa vierzig Minuten, wenn man keine Küchenmaschine besitzt. Da ich zu letzterer Fraktion gehöre, musste ich also die Ärmel hochkrempeln. Es hat nicht geholfen. Höchstens meinen Oberarmen. Leider blieb ein zweiter Versuch ebenso erfolglos. Vielleicht ist die Luft in Amerika ja anders; in Berlin geht der verdammte Zopf jedenfalls nicht. Zudem ist die Flechttechnik nicht nachvollziehbar gewesen. Am Ende hatten die Kinder die großartige Idee, jeweils drei Enden auf klassische Weise miteinander zu verflechten und unten alles zusammen zu drücken. Sah phantastisch aus, hatte aber wie erwähnt leider die Konsistenz eines Salzteigs.

Doch so schnell gebe ich nicht auf. Es folgten noch Knisches, Cheeseburger, Eiernudeln und Cheesecake. Letzterer überraschte durch seinen gebackenen Boden, aber insgesamt war da nichts bei, was uns wirklich nachhaltig beeindruckt hat. Außerdem fielen mir viele Ungenauigkeiten auf, mit der eine versierte Köchin auskommt, aber die nicht sein müssen: 1 cl (!) Kaffee-Extrakt für Schokoladen-Cupcakes, Mehl-Typ 450er für Challahs (statt 405er), 4 Scheiben Lachs (ohne Angaben zu Gewicht etc.), dunkle Sojasauce mit Pilzen (öh?).

Grossmans New York hat seine Stärken in der Optik. Kulinarisch ist es Mainstream. Das ist in Ordnung, wenn es schmecken würde. Aber genau hier hat es bei meiner Rezeptauswahl gehakt. Schade, der Autor die Chance vertan, die Nachfolge von James Rizzis Kochbuch anzutreten. Ein Buch, das meine Familie schon seit vielen Jahren begleitet.

Veröffentlicht im Februar 2014

Kochbuch von Marc Grossman: New York - Die Kultrezepte | Valentinas | Best of Cookbooks (2024)

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